Die Vertrauensperson am Spielfeldrand

Woran erkenne ich einen guten Coach?

Das Ergebnis einer kurzen Internetrecherche ist eindeutig: es gibt sehr viele Menschen, die sich Coach nennen. Um eine vorsichtige Prognose zu wagen: es werden mehr. Auf der einen Seite ist das großartig, denn ich wünsche jedem bei Bedarf kurzfristig einen Termin bei einem professionellen Gesprächspartner! Auf der anderen Seite offenbart sich genau hier das Problem: Die Berufsbezeichnung Coach ist nicht gesetzlich geschützt. Jede*r, unabhängig von Ausbildung oder Kenntnisstand, darf sich also so nennen und entsprechende Dienstleistungen anbieten. Was ist in dem Zusammenhang also professionell bzw. gut!?

Wenn ich diese Frage gestellt bekomme, dann ist meine erste Antwort ganz einfach: „Hör auf dein Bauchgefühl!“ Wenn du im am Telefon oder im Erstgespräch das Gefühl hast, dass du einem Prediger oder Guru, einem Verkäufer oder Schamanen oder einfach nur einem unsympathischen Menschen begegnest, dann such nach jemand anderem. Wenn die Chemie nicht stimmt, dann hilft die beste Ausbildung, das beste Konzept und die schönste Praxis herzlich wenig.

In einem zweiten Schritt würde ich dann auf drei weitere Aspekte hinweisen, die aus meiner Sicht ein absolutes Muss sind:

  • Qualilfizierung: Auch hier gibt es auf dem Markt vom verlängerten Wochenende bis zum Studium alles und nichts. Ich finde entscheidend, dass die Qualifizierung zum Coach mindestens 1,5 Jahre gedauert und sowohl Theorie und Praxis als auch Selbsterfahrung beinhaltet hat. Denn als Coach muss ich meine eigenen Themen kennen und bearbeiten, damit ich professionell auf unterschiedlichste Klienten eingehen kann.
  • Fortbildung, Supervision & Qualitätssicherung: Ein guter Coach reflektiert seine Arbeit im Rahmen von kollegialer Supervision, in regelmäßigen Fortbildungen und durch Lehrcoachings auch nach der grundständigen Qualifizierung.
  • Bereitschaft zur Überweisung an andere Fachleute: Ein guter Coach kennt seine Grenzen. Er hat Kontakte zu anderen Fachleuten und die Bereitschaft bei Bedarf dahin zu überweisen (bspw. wenn eine psychische Krankheit/Störung vorliegt).

Zwei weitere Aspekte, auf die häufig im Netz hingewiesen wird, finde ich nicht ganz so entscheidend, sie können aber je nach Situation wichtig sein:

  • Berufserfahrung: Es ist wirklich nicht notwendig, dass ein Coach die jeweilige Branche en Detail kennt. Der unvoreingenommene Blick von außen und die ein oder andere uninformierte Frage sind im Coachingprozess sogar sehr hilfreich. Ein Coach sollte jedoch grundsätzlich Berufserfahrung über das Coaching hinaus haben.
  • Mitgliedschaft in einem Fachverband: Das kann vor allem dann wichtig sein, wenn das Coaching vom Arbeitgeber finanziert werden soll. Zertifikate oder Anerkennungen sind dann hilfreich. Aber auch hier gilt wieder: Es gibt so viele Fachverbände auf dem Markt, dass die Mitgliedschaft alleine noch kein sicheres Zeichen für die Qualität ist.

Viele von diesen Informationen sind bereits im Vorhinein auf der Website der jeweiligen Coaches einzusehen. Oder man fragt den ein oder anderen Punkt im Erstgespräch noch einmal nach. Für einen guten Coach ist es selbstverständlich seine Qualifikation und Arbeitsweise transparent zu machen und darüber Auskunft zu geben.

Im Erstgespräch geht es genau darum: den Coach und seine Arbeitsweise kennen zu lernen. Deswegen sollte das Erstgespräch auch unverbindlich sein. Im Anschluss lässt sich dann entspannt entscheiden, ob eine Zusammenarbeit sinnvoll ist. Nehm dir dafür ruhig Zeit, geh eine Runde spazieren oder einen Kaffee trinken. Dabei können die folgende Fragen helfen eine Entscheidung zu treffen:

  • Habe ich das Gefühl, dass es wirklich um mich und mein Anliegen geht?
  • Komme ich mit einem guten Gefühl wieder hier her?
  • Unterstützt mich der Coach meinen eigenen Weg zu finden?
  • Macht der Coach sein Vorgehen transparent und hat mich über alles wesentliche informiert (Kosten, Schweigepflicht, Methoden etc.)?
  • Habe ich das Gefühl im Falle von Unzufriedenheit offen mit dem Coach darüber sprechen zu können?

Die deutsche Gesellschaft für Beratung hat zu dieser Frage einen ganz nützlichen Flyer zusammengestellt.

 

Photocredit: Casey Horner

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